Keine Sorge, etwas Klatsch und Tratsch im Büro schadet nicht, sondern ist – wie Studien nachweisen – der soziale Kitt zwischen den Menschen in Unternehmen jeder Art und Größe. Denn der „Flurfunk“ im Büro ist meist nützlicher, als man meint. Der informelle Austausch unter Kolleg:innen trägt dazu bei, dass man über aktuelle Geschehnisse am Arbeitsplatz über einen zweiten Kanal informiert bleibt. Auch das Vertrauen zwischen Kolleg:innen und Abteilungen wächst oder entsteht überhaupt erst (denn in den Bürotratsch eingebunden zu werden, ist oft ein Zeichen für Akzeptanz im Team). Insgesamt tut Tratsch am Arbeitsplatz nicht weh, sondern schafft gesündere Beziehungen, die der Zusammenarbeit nutzen.
Wer kennt es nicht? Das Zoom-Meeting ist beendet und der Bildschirm wieder schwarz. Im Büro wäre man jetzt gemeinsam zur Kaffeemaschine gegangen und hätte sich noch ein wenig über das vorhin Gesagte unterhalten, vielleicht noch Fragen dazu gestellt oder wäre mit einer oder einem Vorgesetzten ins informelle Gespräch gekommen. Die neue Arbeitswelt mag viele Vorteile haben, die Menschen in Unternehmen bringt sie jedenfalls nicht automatisch näher zusammen. „Es sind finstere Zeiten für den klassischen Flurfunk“ meint Brigitte Weingart, Medienwissenschaftlerin an der Berliner Universität der Künste, wo sie Forschung über Klatsch und Gerüchte betreibt.
„Entgegen dem schlechten Ruf von Klatsch und Tratsch ist er sozialer Klebstoff, durch den das Team enger zusammenwächst“, weiß Weingart und zieht auch die Grenze zwischen Tratsch, der soziale Ausgrenzung erzeugt oder eben genau das Gegenteil, nämlich Vertrauen, aufbaut.
Ein weiterer Vorteil von Büroklatsch: Wenn man an interne Kommunikation denkt, kommt als erstes oft eine formelle Ankündigung in den Sinn – vielleicht eine Betriebsfeier, die neue Urlaubsregelung oder die Bitte um Feedback zu einer Unternehmensinitiative. Häufig geschieht dies in Form einer unternehmensweiten E-Mail oder eines Beitrags im Intranet.
Aber es gibt auch andere Wege, auf denen Informationen weitergegeben und verbreitet werden, die nicht so sorgfältig ausgewählt oder verwaltet werden. Pausengespräche, Unterhaltungen am Weg zur oder von der Arbeit sind oft die bevorzugte Methode unter Kolleg:innen, Vorgänge im Unternehmen zu kommentieren oder zu verbreiten. Aber kein Grund zur Sorge, selbst wenn man als Vorgesetzte:r oder Neueinsteiger:in nicht darin eingebunden ist: Menschen mögen ihre Arbeit und tauschen sich zu meist deshalb darüber aus, um nach anfänglichem Ärger rasch die positiven Seiten zu sehen.
Klatsch und Tratsch sind von Natur aus privat. Und diese informellen Kanäle schaffen einen virtuellen Ort, an dem die Mitarbeiter Themen, Strategien und Entscheidungen besprechen können, die in einer Sitzung wahrscheinlich fehl am Platz wären. Mit anderen Worten: Oft ist es erst der Tratsch am Arbeitsplatz, der konstruktive Kritik an einer Entscheidung „von oben“ oder an der vorgeschlagenen Richtung eines Projekts fördert.
Bis zu einem gewissen Grad sei Klatsch und Tratsch gesund und sorge für Bindungen zwischen Menschen. Solange es nicht in Mobbing ausarte, sei eine Arbeitsstätte ohne informelle Informationsweitergabe nicht vorstellbar und wünschenswert, sagt Tim Hagemann, Arbeitspsychologe von der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld. Häufig drücke sich im Übereinanderreden auch Anteilnahme aus. So oder so: „Es ist naiv zu sagen, das gibt es in meiner Firma nicht.“
Gerade in der neuen Arbeitswelt empfehlen Studien, öfters wieder zum Telefon zu greifen, denn das verbindet die Menschen im Büro und Home Office besonders effektiv. Statt in Messengerdiensten mit vorprogrammierten Missverständnissen zu chatten, ist ein Telefonat ein gleichwertiger Ersatz für einen Tratsch an der Kaffeemaschine.
Übrigens: Gut tratscht es sich auch in der Mittagspause – am besten mit leckerem Essen. Denn was wäre lockerer, fröhlicher Büroklatsch ohne frisch geliefertes Mittagessen? Also gleich das nächste Wochenmenü im WebRestaurant online gustieren und bestellen.